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An: BMEL Minister Cem Özdemir und BMUV Ministerin Steffi Lemke

Schluss mit der Jagd auf Aal

Der Europäische Aal ist vom Aussterben bedroht. Die Population ist innerhalb weniger Jahrzehnte vollständig eingebrochen - und trotz der eindeutigen Empfehlung von Wissenschaftler*innen, die Fischerei einzustellen, stellt die Politik sich taub. Löchrige und halbherzige Methoden werden in langwierigen Prozessen erarbeitet, obwohl eine Konsequenz seit Jahren ganz klar ist: Bis sich der Europäische Aal wirklich erholt hat und seine natürlichen Lebensräume wiederhergestellt wurden, muss jegliche Fischerei eingestellt werden!

Im Dezember 2021 wurden in Brüssel die Fangquoten für 2022 festgelegt. Leider hat die EU den Aal erneut im Stich gelassen und kein Aalfangverbot beschlossen. Jetzt muss Deutschland seinen eigenen Weg gehen und sich für die Rettung des Aals stark machen. Auch wenn perspektivisch ein europäisches Aalfangverbot beschlossen werden muss, kann Deutschland seine starke Stimme in der EU nutzen und mit Vorbildfunktion vorangehen.

Wir fordern deshalb ein Verbot der kommerziellen Fischerei und der Freizeitfischerei auf Europäischen Aal in Deutschland.

Warum ist das wichtig?

1. Der Aal ist vom Aussterben bedroht
Aale existieren seit etwa 100 Millionen Jahren. Sie haben die Eiszeiten überlebt und sich gewaltigen klimatischen Veränderungen und der Verschiebung von Kontinenten angepasst. Einst war der Aal einer der häufigsten Fische in Europäischen Süßgewässern und sein Verbreitungsgebiet erstreckte sich vom Norden Afrikas bis zum Polarkreis. Doch nun ist das Überleben der Aale wegen uns Menschen ernsthaft in Gefahr. Seit 2008 ist der Europäische Aal offiziell eine vom Aussterben bedrohte Art. [1] Nur noch 1,5 Prozent der ursprünglichen Populationsgröße von 1979 sind übrig!

Auf ihrer langen Reise warten viele Gefahren auf die Aale: Stauwehre in den Flüssen versperren ihnen den Weg und intensive Flussbegradigungen haben ihre natürlichen Lebensräume, in denen sie Schutz und Futter finden, vernichtet. Verschmutztes Wasser, Krankheiten und Parasiten machen ihnen zu schaffen, außerdem warten überall Netze und Angeln darauf, sie aus dem Wasser zu ziehen.

Da die Nachfrage so groß ist, dass Wildfänge sie gar nicht mehr befriedigen könnte, wird überall auf der Welt Europäischer Aal in Aquakulturen gezüchtet. Was aber kaum jemand weiß: Aale pflanzen sich in Gefangenschaft nicht fort. Jeder einzelne Aal, der in Aquakulturen gemästet wird, wurde als Jungtier der Natur entrissen. Daher ist Aquakultur keine Lösung für die bedrohten Aale, sondern eine zusätzliche Bedrohung!

2. Die Politik hat die Aale im Stich gelassen
Obwohl der Europäische Aal vom Aussterben bedroht ist, wird er in Deutschland und Europa legal und kommerziell gefischt. Jedes Jahr wieder empfehlen die Wissenschaftler*innen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) einen Fangstopp für den Europäischen Aal und jedes Jahr wieder beschließen die EU-Minister*innen, die Fischerei trotzdem zu erlauben. [2] Über diese schwache Entscheidung wurde zuletzt mit einer jährlichen Schonzeit von drei Monaten hinweg getäuscht. Diese ist aber keineswegs ausreichend, um das Überleben dieser beeindruckenden Fischart zu retten.

Seit 2007 regelt die „Aalverordnung“ der EU die Bewirtschaftung des Europäischen Aals und soll gleichzeitig eine Erholung der gefährdeten Art ermöglichen. Trotz aller Bemühungen, Sitzungen und Subventionen wurde in den letzten 14 Jahren aber keine Erholung der Aalpopulation erreicht. Viele der vereinbarten Schutzmaßnahmen wurden bis heute nicht umgesetzt und gesetzte Ziele nicht erreicht. Die Aalverordnung ist ein kompliziertes und undurchsichtiges Instrument, dass sich viel mehr der Sicherstellung der kommerziellen Aal-Fischerei, anstatt der Rettung des Europäischen Aals verschrieben hat.

3. Der illegale Handel mit Aal ist außer Kontrolle
Da Aale in der Natur kaum noch vorkommen, die Nachfrage aber unverändert groß ist, hat sich mit der Zeit ein immer größer werdender Schwarzmarkt für Aale entwickelt. Inzwischen wird der illegale Handel mit Glasaalen als eins der größten Wildtierverbrechen der Welt gewertet und steht damit in einer Reihe mit dem illegalen Handel mit Elfenbein, Nashorn-Horn und Pangolinen.

Seit 2010 ist der Export von Europäischen Aalen aus der EU verboten. Dennoch werden jedes Jahr etwa 350 Millionen Glasaale (100 Tonnen) von Europas Küsten illegal nach Asien exportiert - das entspricht einem Viertel aller europäischen Glasaale! [3] Auf dem Schwarzmarkt erzielen Händler bis zu 6.000 € für ein Kilogramm lebendige europäische Glasaale. [4] Die kleinen Glasaale sind vor allem in China sehr gefragt, wo sie in Aquakulturen gesperrt und gemästet werden, bis sie die richtige Größe zur Schlachtung haben.

4. Der Aal ist ein Wunder der Natur
Der Europäische Aal ist einer der faszinierendsten und mysteriösesten Fische der Welt. Aale werden in der Sargassosee östlich von Florida geboren. Mit dem Golfstrom werden die kleinen Larven nach Osten getrieben, bis sie nach drei Jahren und etwa 6000 km später die europäischen Küsten erreichen. Zu diesem Zeitpunkt sind die winzigen Aale nur etwa sieben Zentimeter groß und komplett durchsichtig. Diese Glasaale wandern nun die Flüsse hinauf und wachsen dort in den nächsten Jahren zu erwachsenen Gelbaalen heran. Wenn die Aale ihre Geschlechtsreife erreichen, durchlaufen sie eine weitere Metamorphose, bei der sich ihr Rücken silbrig färbt, sich große Augen und ein spitzerer Kopf bilden. Jetzt - im Alter von 10-30 Jahren - sind die Aale bereit für ihre lange Reise zurück in die Sargassosee, wo sie geboren wurden. Ohne auch nur einmal zu fressen reisen sie die gesamte Strecke zurück, um sich am Ende fortzupflanzen und dann tatsächlich auch zu sterben. Aale pflanzen sich also nur ein einziges Mal fort, ganz am Ende ihres erstaunlichen Lebens

Aale sind ein Wunder der Natur. Es gibt kaum eine zweite Art auf unserem Planeten, die einen so komplexen Lebenszyklus durchläuft. Bis heute ist das Laichverhalten der Aale jedoch nicht vollständig geklärt und der genaue Ort, an dem die Aale sich mitten im Ozean zur Fortpflanzung treffen, ist ein Geheimnis.

Valeska Diemel & Josef Specht
Vorstand FishAct e.V.
https://fishact.org/

Quellen:
[1] https://www.iucnredlist.org/species/60344/152845178
[2] https://www.ices.dk/sites/pub/Publication%20Reports/Advice/2020/2020/ele.2737.nea.pdf
[3] https://www.sustainableeelgroup.org/stop-the-illegal-trade/
[4] https://www.europol.europa.eu/newsroom/news/glass-eel-traffickers-earned-more-eur-37-million-illegal-exports-to-asia

Wie die Unterschriften übergeben werden

Wir möchten diese Petition persönlich bei den verantwortlichen Abteilungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ("Abteilung 6 - EU-Angelegenheiten, Internationale Zusammenarbeit, Fischerei") und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ("Abteilung N - Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung") übergeben. Je nach Termin soll die Übergabe beim BMEL bzw. BMUV in Berlin oder Bonn stattfinden.

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2020-12-08 19:47:13 +0100

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2020-12-08 09:42:47 +0100

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2020-12-07 19:37:08 +0100

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