Bis zu zwei Millionen Beschäftigte sind in Deutschland in der Sozialen Arbeit tätig – in Kindertagesstätten, in der Kinder- und Jugendhilfe, der Behindertenhilfe, der Unterstützung von Wohnungslosen oder Geflüchteten und in vielen anderen Bereichen. In einer vielfältigen Gesellschaft tragen sie – mehrheitlich Frauen – zum Schutz des Einzelnen und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Doch diese unverzichtbare Arbeit ist im Zuge der Corona-Pandemie gefährdet. Dabei wird sie gerade jetzt dringend gebraucht.
In dieser Situation auf Kurzarbeit zu setzen, ist fatal: Gerade jetzt bedarf es des vollen Einsatzes der Kolleginnen und Kollegen in der Sozialen Arbeit – und einer auskömmlichen Finanzierung!
Die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen sowie bei den Trägern der freien Wohlfahrtspflege müssen schnell und unbürokratisch handeln, um eine qualitativ hochwertige Soziale Arbeit abzusichern. Wir fordern von ihnen,
- dass alle Bereiche der Sozialen Arbeit weiter vollständig durch ihre bisherigen Kostenträger finanziert werden. Wegbrechende Einnahmen, zum Beispiel Elternbeiträge, sind durch den Bund zu ersetzen.
- die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen, durch ausreichend Personal und genug hochwertiges Schutzmaterial wie Mundschutz, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel.
- mit einer »Krisen-Zulage« das Engagement der Beschäftigten zu honorieren, die in direktem Kontakt mit Menschen arbeiten und einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.
- eine deutlich bessere Personalausstattung, die es ermöglicht, kontinuierlich und auch in Krisenzeiten fachlich begründet und angemessen zu handeln.
- die Systemrelevanz der Sozialen Arbeit bei den zurzeit unterbrochenen Tarifverhandlungen für die kommunalen Sozial- und Erziehungsdienste materiell zu berücksichtigen und Verbesserungen auch bei freien Trägern vollständig umzusetzen.
- bundesweit geltende, trägerunabhängige Regeln mit ver.di zu vereinbaren, die eine schrittweise Wiederaufnahme des Betriebs von Kindertagesstätten, Einrichtungen der Behindertenhilfe und anderer Bereiche sicherstellen.
Warum ist das wichtig?
#wirsindunverzichtbar
Die Maßnahmen gegen die Pandemie verstärken die soziale Isolation von Menschen, führen zu Verunsicherung, verschärfen bestehende und schaffen neue Problemlagen. Diese treffen vor allem Frauen, Kinder, Ältere und Menschen, die unter den Bedingungen von Behinderung, Flucht oder Wohnungslosigkeit leben. In dieser schwierigen Situation brauchen sie verlässliche Beratung, Unterstützung und Begleitung. In Krisen sind sie auf professionelle und schnelle Hilfe angewiesen.
Dadurch steigen die Anforderungen an die Soziale Arbeit. Hilfsangebote müssen aufgrund von Betriebsschließungen und Kontaktverboten konzeptionell und methodisch weiterentwickelt werden. Das bedeutet mehr, nicht weniger Arbeit.
Ein Drittel der Beschäftigten in der Sozialen Arbeit arbeitet bei öffentlichen, zwei Drittel bei freien oder privaten Trägern. Das oft unter prekären Bedingungen: Fachkräftemangel, zum Teil schlechte Bezahlung und schwierige, äußerst belastende Arbeitsbedingungen prägten schon vor der Corona-Pandemie den Arbeitsalltag. Um ihre so wichtige Aufgabe erfüllen zu können, brauchen die Einrichtungen eine auskömmliche Finanzierung. Die Beschäftigten brauchen gute Arbeitsbedingungen, ausreichend Personal, eine angemessene Bezahlung und sichere Arbeitsverhältnisse. Jetzt und in Zukunft.
Wie die Unterschriften übergeben werden
Die Petition wird mit Delegationen sowohl auf Bundesebene als auch in den Bundesländern übergeben.