Für einen guten Schutz von hinweisgebenden Personen braucht es ein Gesetz, das verständlich ist und umfassend gilt. Das gibt hinweisgebenden Personen ebenso wie Unternehmen und Behörden Rechtssicherheit.
Daher muss das Gesetz bei Hinweisen für sämtliche Straftaten und Ordnungswidrigkeiten gelten. Der Vermittlungsausschuss sollte die Chance nutzen, den Anwendungsbereich des Gesetzes entsprechend umfassend auszugestalten. Was auf keinen Fall passieren sollte, wäre, hinter dem aktuellen Gesetzentwurf[⁹] zurückzubleiben – das würde neue Unsicherheiten für hinweisgebende Personen und einen hohen juristischen Aufwand für Unternehmen und Behörden bedeuten.
Unternehmen und Behörden müssen künftig Meldekanäle einrichten, über die Hinweise abgegeben werden können. Der aktuelle Gesetzentwurf sieht vor, dass dabei auch anonymen Hinweisen nachgegangen werden muss. Daran darf in den Verhandlungen im Vermittlungsausschuss nicht gerüttelt werden!
Denn anonyme Meldekanäle haben sich in der Praxis bewährt. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen das Bedürfnis hinweisgebender Personen nach Anonymität.[¹⁰] Entgegen eines verbreiteten Missverständnisses laden anonyme Meldekanäle nicht zu missbräuchlichen Meldungen oder „Anschwärzen“ ein.[¹¹]
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Quellen:[¹] "
Cum-Ex: Warum Eckart Seith ein Held ist", Süddeutsche Zeitung, 28. Oktober 2022
[²] "
Wirecard-Whistleblower enttarnt sich", Frankfurter Allgemeine, 20. Mai 2021
[³] "
Bottrop: Der Held, der keiner sein wollte", Bottroper Zeitung, 7. August 2022
[⁴] "
Whistleblowing ist keine Denunziation", Springer Professional, 30. November 2018
[⁵] "
Whistleblowing-Richtlinie: Das bedeuten die EU-Regeln für Deutschland", Deutschlandfunk, 16. Dezember 2021
[⁶] "
Whistleblower-Gesetz: Verzögerung kostet täglich 50.000 Euro Strafe", Table.Media, 21. April 2023
[⁷] "
Bundesrat kippt Whistleblower-Gesetz", Tagesschau, 10. Februar 2023
[⁸] "
Vermittlungsverfahren zum Gesetz zum Schutz von Whistleblowern", Vermittlungsausschuss, 5. April 2023
[⁹] "
Entwurf eines Gesetzes für einen besseren Schutz hinweisgebender Personen sowie zur Umsetzung der Richtlinie zum Schutz von Personen, die Verstöße gegen das Unionsrecht melden", Deutscher Bundestag, 14. Dezember 2022
[¹⁰] "
Whistleblowing Report 2021", Studie der Universität Graubünden und der EQS Group, Integrityline, 2021
[¹¹] "
Denunzianten? Heftige Attacken wegen Meldeportal gegen Steuerbetrug", Redaktionsnetzwerk Deutschland, 2. September 2021