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An: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Wissenschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP)

Diskriminierte Gruppen brauchen besseren Schutz vor Corona!

Wir sind begeistert: 3.500 Unterschriften! Die Petition haben wir im Rahmen unserer Kampagne für eine Antidiskriminierungsoffensive im Gesundheitswesen an die Bundesregierung adressiert: https://neuedeutsche.org/de/artikel/die-corona-krise-ist-auch-eine-krise-der-sozialen-ungleichheit-es-drohen-jahrzehntelange-folgen-di/

Wir bleiben an dem Thema natürlich dran. Denn auch wenn Covid-19 aus den Nachrichten verschwindet, bleiben die Defizite im Gesundheitssystem bestehen. Und das wollen wir ändern.

Deswegen wollen wir es auf unserem Bundeskongress 2022 weiterentwickeln. Und wir planen eine Veranstaltungsreihe zu Diskriminierung und Gesundheit gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen.

Wir sitzen nicht alle im gleichen Boot: Weltweit sind Schwarze Menschen und People of Color überproportional oft am Corona-Virus erkrankt und gestorben, wie Untersuchungen aus den USA, Kanada und Großbritannien zeigen. Um die Folgen von strukturellem Rassismus im Gesundheitssektor sichtbar zu machen, fordert ein internationales Bündnis von NGOs aussagekräftige Daten (1). Auch in Deutschland gibt es Hinweise darauf, dass diskriminierte Gruppen besonders oft von der Pandemie betroffen sind (Menschen aus Einwandererfamilien bzw. BPoCs, LSBTIQ*, Menschen mit Behinderung und arme Menschen). Oberarzt Cihan Çelik vom Klinikum Darmstadt berichtete schon im Mai 2020 in der FAZ (2) zur Behandlung von Covid-19: "Gerade Patienten, die zu Minderheiten gehören und sozial schwach sind, sind bei der Morbidität und der Mortalität am stärksten betroffen."
Mit anderen Worten: Sie werden öfter krank und sterben (3). Rassismus und Diskriminierung wirken in Krisenzeiten fort und sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Deutschland ein Faktor für eine höhere Sterblichkeitsrate (4). Doch ohne Daten und Untersuchungen fehlt es an einer Grundlage für politische Debatten und Antworten.

Wir fordern deshalb: Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass rassistische Diskriminierung während der Pandemie erforscht wird und konkrete Maßnahmen gegen Diskriminierung ergreifen! Denn: Wer nicht gezählt wird, zählt nicht (5).

1. Regelmäßige Untersuchungen zur Diskriminierung einführen
Wie ist die gesundheitliche Situation von diskriminierten Gruppen? Wir fordern das Gesundheitsministerium und das Wissenschaftsministerium auf, regelmäßige Studien durchzuführen, die Aufschluss darüber geben. Entsprechende Maßnahmen können jedoch nur ergriffen werden, wenn die aktuelle Lage und die Probleme bekannt sind.

2. Finanzielle Mittel bereitstellen
Der Bundesgesundheitsminister und die Bundeswissenschaftsministerin müssen das Thema auf die Agenda setzen. Dabei geht es nicht um Symbolik: Es müssen notwendige Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden für die Umsetzung von konkreten Maßnahmen.
Dazu zählen in erster Linie

  • Mittel für Forschung zu Rassismus und Diskriminierung im Gesundheitswesen
  • die Kostenübernahme der medizinischen Versorgung für Menschen ohne Papiere
  • Mittel zur Förderung von Antidiskriminierung im Gesundheitswesen
  • flächendeckende Übernahme von Dolmetscher*innenkosten im Gesundheitssystem.

3. Diskriminierungsrelevante Daten erheben
Die Institutionen der Gesundheitsforschung wie das Robert Koch Institut müssen in ihren Bevölkerungsstudien Fragen einbauen und Forschungsprojekte starten, die es ermöglichen, die überproportional negativen Gesundheitsauswirkungen auf diskriminierte Gruppen nachzuvollziehen. Für die Erhebung von Diskriminierungsmerkmalen muss ein Austausch mit Vertreter*innen der jeweiligen Gruppen stattfinden, um sensible Erhebungsmethoden zu finden.

Warum ist das wichtig?

Erst vor kurzem stellte das RKI in einer neuen Studie fest, dass Diskriminierungserfahrungen und sozioökonomischer Status im Gesundheits- und Pflegebereich sich auf die Impfbereitschaft auswirken (6). Sprachbarrieren erschweren den Zugang zum deutschen Gesundheitssystem zusätzlich (7). Es ist wahrscheinlich, dass diese Barrieren sich auch auf die Anzahl der Erkrankungen und den allgemeinen Zugang zum Gesundheitswesen auswirken. Verlässliche Zahlen fehlen dazu bislang (8). Während der Corona-Pandemie zeigen sich die Folgen dieser Barrieren besonders schmerzhaft: Ob Vorsorge, Impfungen oder die Betreuung Erkrankter, wir waren vom Gesundheitswesen abhängig wie selten zuvor.

Menschen in „systemrelevanten“ Berufen sowie Berufen ohne Möglichkeit des Home-Office (z. B. Pflege, aber auch Einzel- und Lebensmittelhandel, Transportwesen, Bau, Lebensmittelverarbeitung, Ernte, Logistik), in prekären Wohn- und Arbeitsverhältnissen oder mit einem ungesicherten Aufenthaltsstatus trifft die Pandemie besonders hart – auch, weil gerade diese Menschen zusätzlich häufig über geringe bis keine Ressourcen zur Prävention verfügen (9, 10). Und gerade hier finden sich besonders oft Migrant*innen, People of Color und Schwarze Menschen. Diese Situation macht deutlich, warum Rassismus als strukturelles Problem erkannt und angegangen werden muss.

Leider sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf genannte Gruppen in Deutschland nicht greifbar, weil entsprechende Daten fehlen. Anders im Ausland:

  • In Großbritannien stellte das nationale Forschungszentrum für Intensivmedizin fest, dass 35 Prozent der untersuchten Patient*innen einer Studie nicht-weiß waren. Das ist mehr als doppelt so hoch, wie der Anteil von People of Color in der Bevölkerung (13 Prozent) (11) Die britische Regierung unterstützt nun eine Untersuchung, die der Frage nachgeht, warum nicht-weiße Menschen einem höheren Risiko für Covid-19 ausgesetzt sind (12).
  • In den USA sterben auffällig viele Schwarze Menschen an Covid-19. 33 Prozent der Corona-Patient:innen, die in den USA ins Krankenhaus müssen, sind demnach Afro-Amerikaner*innen, dabei macht die Gruppe der Schwarzen in der Gesamtbevölkerung nur 13 Prozent aus (13).

Gesundheit ist ein Menschenrecht. Deutschland muss sicherstellen, dass allen Menschen eine gleichwertige Gesundheitsversorgung und soziale Absicherung geboten wird, unabhängig von sozialem Status, Aufenthaltsstatus, Herkunft, Nationalität und Sprache.

Diese Petition wurde initiiert von den neuen deutschen organisationen und wird mitgetragen von dem Bundesfachnetz Gesundheit und Rassismus und dem Netzwerk Black in Medicine.

Quellen
(1) https://www.equalrightstrust.org/news/call-action-addressing-discrimination-and-inequality-global-response-covid-19 bzw. https://www.equalrightstrust.org/sites/default/files/images/COVIDResponse.pdf
(2) https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/arzt-interviews/corona-arzt-ueber-obdachlose-patienten-und-lungenschaeden-16771004.html?GEPC=s3
(3) https://taz.de/Soziologe-ueber-Corona-und-soziale-Spaltung/!5752996/
(4) https://www.ctvnews.ca/health/racism-is-a-comorbidity-advocates-call-out-anti-black-bias-in-canadian-medicine-1.5262531
(5) Zitiert nach: https://vielfaltentscheidet.de/gleichstellungsdaten-eine-einfuehrung/
(6) https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Projekte_RKI/covimo_studie.html
(7) https://www.rbb24.de/politik/thema/corona/beitraege/2022/02/berlin-brandenburg-rki-studie-impfung-migrationshintergrund-faktor-quote.html
(8) https://www1.wdr.de/nachrichten/corona-impfung-migranten-rki-studie-100.html
(9) https://www.covid-integration.fau.de/ Studie der Universität Erlangen-Nürnberg von April 2021
(10) https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/S/Sozialer_Status_Ungleichheit/Faktenblatt_COVID-19-Sterblichkeit.html
(11) https://www.theguardian.com/world/2020/apr/07/bame-groups-hit-harder-covid-19-than-white-people-uk
(12) https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/apr/20/coronavirus-racial-inequality-uk-housing-employment-health-bame-covid-19
(13) https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/usa-schwarze-und-corona-100.html

Weitere Informationen:
https://mediendienst-integration.de/migration/corona-pandemie.html
https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/aktuelles/DE/2021/20210726_Diskrisiken_Gesundheitswesen.html

Neuigkeiten

2021-08-18 11:49:15 +0200

1,000 Unterschriften erreicht

2021-08-17 16:27:54 +0200

500 Unterschriften erreicht

2021-08-17 13:58:39 +0200

100 Unterschriften erreicht

2021-08-17 13:51:20 +0200

50 Unterschriften erreicht

2021-08-17 13:48:26 +0200

25 Unterschriften erreicht

2021-08-17 13:47:03 +0200

10 Unterschriften erreicht