Laut
Presseberichten ist die Munich International Airport GmbH (MAI), eine Tochtergesellschaft der Flughafen München GmbH (FMG), als Beratungsdienstleisterin
aktiv an der Planung des Flughafens Vlora beteiligt. Zudem würden „ergebnisoffene Gespräche“ über mögliche weitere Management-
Leistungen für das Betreiber-Unternehmen durch die MAI geführt. Der Flughafen wird im Süden Albaniens mitten im Flussdelta des letzten Wildfluss Europas gebaut wird, obwohl es keine öffentliche Anhörung und keine richtige Umweltverträglichkeitsprüfung gab. Das Delta ist der artenreichste Teil des Wildflusses,
die meisten Arten sind noch nicht entdeckt. Zudem ist das Feuchtgebiet eine intakte
CO2 Senke.
Das albanische Naturschutzgebiet Vjosa-Narta mit großer Bedeutung für den internationalen Vogelzug ist also durch den Bau eines Flughafens akut gefährdet und die in öffentlicher Hand befindliche FMG ist indirekt am künftigen Flughafenbetrieb beteiligt. In unserem Namen soll also eines der letzten intakten Feuchtgebiete in Europa für einen weiteren Flughafen zerstört werden, der von einem dubiosen Oligarchen finanziert wird? Und das obwohl der Bau gegen internationale Konventionen verstößt, die Bevölkerung vor Ort dem Flughafen weichen muss und die verbliebenen Anwohner*innen gesundheitlich unter Lärm und Ultrafeinstaub stark leiden? Obwohl der nächste internationale Flughafen nur ein 1,5h Fahrt entfernt ist und obwohl eine wesentlich umweltfreundlichere Fähranbindung nach Italien besteht.
Der Kampf gegen die lokale ökologische Zerstörung ist untrennbar auch ein Kampf für globale Klimagerechtigkeit. Denn die Expansion von Flughafeninfrastruktur führt weltweit zu Konflikten und Vertreibung. Die skrupellose Flugindustrie verheizt mit ihren Profitinteressen unsere Zukunft und türmt immer mehr CO2 Schulden auf, ein Budget jenseits der 350ppm gibt es längst nicht mehr. Und all das in einer Zeit, in der diese klimaschädlichste Art der Fortbewegung gerecht reduziert werden muss!
Das Bauprojekt wird international scharf kritisiert, weil die dafür vorgesehene Fläche in das Vjosa-Narta-Schutzgebiet eingreift, ein bedeutsames Feuchtgebiet und Überwinterungsgebiet für Vögel, das zahlreichen bedrohten Arten Lebensraum bietet. Die albanische Regierung hat den Umfang des geschützten Gebietes in einem fragwürdigen Verfahren verkleinert. Dieses Procedere ist gegenwärtig Gegenstand eines Rechtsstreits, Richter*innen werden jedoch unter Druck gesetzt und Rechtsgrundlagen nachträglich geändert. Der Premier befürwortet entschieden das Vorhaben seiner Oligarchenfreunde.
Im
Entschließungsentwurf der EU-Kommission an das Europäische Parlament zum Bericht 2022 der Kommission über Albanien wird ausdrücklich festgehalten, dass u.a. bei diesem Projekt „die Gefahr besteht, dass nationale und internationale Normen zum Schutz der biologischen Vielfalt verletzt werden“, und empfohlen, die albanische Regierung nachdrücklich zur Einstellung aufzufordern.
Mit dem Bau verstößt sie sowohl gegen nationale Gesetze als auch gegen internationale Konventionen zum Schutz der biologischen Vielfalt. Auch der ständige Ausschuss der Berner Konvention, eines Vertrags des Europarates über den Schutz europäischer wildlebender Tiere und Pflanzen, hat die albanische Regierung mehrfach aufgefordert, den Bau des Flughafens zumindest vorläufig einzustellen. Der albanische Premier meinte hierzu, die Bauarbeiten werden nicht wegen der Berner Konvention gestoppt. Der Flughafen schädige das Ökosystem nicht, weil ja der Flughafen München den Flughafen betreiben werde....
Die FMG betont auf ihrer Website die Verantwortung des Unternehmens für Naturschutz und Biodiversität: „Der Flughafen München nimmt seine besondere Verantwortung auf diesem Gebiet sehr ernst und geht mit seinem Engagement für die Natur weit über seine Pflichten hinaus“. Von dieser lobenswerten Selbstverpflichtung sollten das Unternehmen und seine Tochtergesellschaften sich auch bei ihrem Engagement für andere Flughafenprojekte leiten lassen. Eine Zerstörung von Naturschutzgebieten von internationaler Bedeutung ist damit unvereinbar. Die Bereiche Umweltschutz und der Erhalt der natürlichen Biodiversität sowie etwaige umweltrechtliche Fragen sollten zukünftig im Rahmen der Projektbewertung das in den Unternehmensstrategien vorgesehene Gewicht bekommen. Als Miteigentümerin der FMG steht auch die Stadt München in der Verantwortung (23%).
Wir solidarisieren uns mit den Anwohner*innen und lokalen Aktivist*innen (z.B. von der NGO PPNEA und AOS), die gegen das umweltzerstörerische Megaprojekt Widerstand leisten. Der Bau schreitet voran, doch wenn wir genug Druck auf die FMG aufbauen können, und die albanische EU-Beitrittsperspektive auf dem Spiel steht, hat Klimagerechtigkeit eine Chance!
Diese Petition wird unterstützt von folgenden Organisationen:
Wie die Unterschriften übergeben werden:
An Oberbügermeister Reiter & Wirtschaftsreferent Baumgärtner persönlich übergeben.
Hintergrundinformationen:
- Narta-Lagune: Die Narta-Lagune liegt im Delta des Flusses Vjosa, direkt an einem der letzten unverbauten Teile der albanischen Adriaküste. Die Vjosa hat in diesem Jahr große Bekanntheit erlangt: Nach zehnjähriger Kampagnenarbeit von EuroNatur und ihren Partnerorganisationen Riverwatch und EcoAlbania wurde der Fluss zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas ausgerufen und von der albanischen Regierung unter Schutz gestellt. Gleichzeitig wurde der Bau des Vlora-Flughafens vorangetrieben.
- Münchner Flughafengesellschaft: Munich Airport International GmbH (MAI) ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Flughafen München GmbH (FMG). Gesellschafter der FMG sind der Freistaat Bayern mit 51 Prozent, die Bundesrepublik Deutschland mit 26 Prozent und die Landeshauptstadt München mit 23 Prozent.