Nazi-Kirche gegen Bürger*innenwillen!

Anlässlich des Festakts zur Eröffnung der Kopie des Garnisonkirchenturms am 22. August ruft die Bürger*inneninitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche zum Protest auf.

Wir blicken heute auf die über 30-jährige Geschichte eines gesellschafts- und geschichtspolitischen Desasters. Wir blicken auf Jahrzehnte der Geschichtsklitterung, der Tricksereien, Kungeleien und Machtspiele, der leeren Versprechen, Intransparenz und Dialogverweigerung. Mit atemberaubender Skrupellosigkeit hat ein unseliges Bündnis aus Staat, Kirche und Militär unter dem Vorwand der „Versöhnung" ein Denkmal der Täter*innen in die ehemalige Militärstadt Potsdam gepflanzt, auf Kosten der Allgemeinheit und ohne echte demokratische Beteiligung der Stadtgesellschaft. Der Widerstand gegen den Wiederaufbau wurde sogar permanent diskreditiert und bekämpft, auch nachdem in Rekordzeit 16.000 Menschen das Bürger*innenbegehren gegen den Wiederaufbau unterschrieben.

In der Weimarer Zeit war Potsdam eine rechtsnationale und republikfeindliche Hochburg im sozialdemokratisch regierten Staat Preußen. Vor 100 Jahren wurden Sozialdemokrat*innen hier auf offener Straße von Nazis gedemütigt, niedergeschlagen und ermordet. Die Garnisonkirche war die Keimzelle dieser Gewalt. Nun dürfen wir zuschauen, wie ein sozialdemokratischer Bundespräsident die steuerfinanzierte Kopie des reaktionären Symbolbaus feierlich eröffnet.

Durch den Wiederaufbau der „Geburtsstätte des Dritten Reichs" wurde und wird das Ansehen der Demokratie in Deutschland schwer beschädigt. Auch die Stadt Potsdam erleidet einen erheblichen Imageschaden. Ausgerechnet jetzt präsentiert Potsdam sich weiterhin überregional als rechter Sehnsuchtsort, nachdem die Stadt vor einigen Monaten durch das rechtsextreme Treffen im Landhaus Adlon bundesweit negativ aufgefallen ist.

Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ist und bleibt ein unfassbarer Skandal, der niemals unwidersprochen bleiben darf! Die Bürger*inneninitiative lädt alle Potsdamer*innen, die über dieses Wahrzeichen des Terrors ebenso schockiert sind wie wir, zu einer Kundgebung am 22. August ab 9:30 Uhr gegenüber der Nazi-Kirche ein.