Der Podcast „Kemferts Klima-Podcast“ ist ein bedeutendes journalistisches Format, das wissenschaftlich fundierte Klimainformationen regelmäßig und allgemeinverständlich aufbereiten. Professorin Claudia Kemfert ist eine der renommiertesten Energieökonominnen Deutschlands und forscht seit Jahrzehnten zu den Zusammenhängen von Klima, Energie und Wirtschaft. Ihre Expertise ist nicht nur national, sondern auch international anerkannt. Im Podcast bringt sie komplexe Zusammenhänge verständlich auf den Punkt und hilft damit vielen Menschen, aktuelle politische Entscheidungen aus einer wissenschaftlichen Perspektive einzuordnen – ob es um das Gebäudeenergiegesetz, den Kohleausstieg, Subventionen für fossile Energieträger oder die Klimapolitik der Bundesregierung geht.
Dass Wissenschaftler:innen selbst aktiv an die Öffentlichkeit treten und zur gesellschaftlichen Meinungsbildung beitragen, ist für eine informierte Demokratie unerlässlich. In der Coronakrise hat das „Coronavirus-Update“ mit Christian Drosten und Sandra Ciesek eindrucksvoll gezeigt, wie groß das öffentliche Interesse an wissenschaftlicher Aufklärung ist – und wie hoch der gesellschaftliche Wert solcher Formate. Kemferts Klima-Podcast knüpft direkt an diesen Erfolg an: Mit differenzierter Analyse, faktenbasiertem Hintergrundwissen und einem klaren Blick auf das, was politisch notwendig wäre.
Die Bedeutung dieses Formats spiegelt sich auch in den Nutzungszahlen wider. Wie eine Recherche von CORRECTIV zeigt, war der Podcast in einem internen MDR-Vergleich konstant unter den 15 erfolgreichsten Angeboten des Senders. Einzelne Folgen wurden von bis zu 40.000 Menschen gehört – ein beachtlicher Wert für ein öffentlich-rechtliches Wissenschaftsformat. Umso unverständlicher ist die Entscheidung, den Podcast ausgerechnet mit sofortiger Wirkung einzustellen – mitten in einer Hitzewelle, bei der in Deutschland fast 40 Grad Celsius erreicht wurden.
Diese Entscheidung wirkt vor dem Hintergrund der Klimakrise geradezu grotesk. Die Erderwärmung schreitet unaufhaltsam voran, Extremwetterlagen nehmen zu, ganze Ökosysteme und Lebensräume stehen vor dem Kollaps. Wird die 2-Grad-Schwelle überschritten, was bei der derzeitigen politischen Rahmenbedingungen passieren wird, drohen ganze Regionen unbewohnbar zu werden – mit enormen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Folgen. Bereits jetzt erleben wir die Auswirkungen der Klimakrise hautnah: Dürren, Waldbrände, Starkregen, Hitzetote. Nie war eine aufgeklärte Öffentlichkeit wichtiger als heute.
Statt Rückzug braucht es jetzt mehr wissenschaftlich fundierte Öffentlichkeitsarbeit, nicht weniger. Der MDR hat mit Kemferts Klima-Podcast ein journalistisches Format geschaffen, das eine echte Lücke füllt – es sollte gestärkt und ausgebaut werden, nicht kommentarlos verschwinden.
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