500 Unterschriften erreicht
An: Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend Karin Prien (CDU), Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) und Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD)
Sexarbeitende stärken statt kriminalisieren – gegen staatliche patriarchale Körperkontrolle!
Führende CDU-Politiker*innen in der Bundesregierung greifen aktuell wieder Sexarbeitende und ihre Arbeitsrechte an. Sind sie damit erfolgreich, werden sie einer Vielzahl von Menschen Arbeitsrechte, Schutz und Selbstbestimmung entziehen.
Seit Jahrzehnten kämpfen Sexarbeitende für Entkriminalisierung, echte Sicherheit und Anerkennung – doch statt gehört zu werden, erleben sie erneut politische Vorstöße, die ihre Lebensrealitäten massiv verschlechtern würden. Was als „Schutz“ verkauft wird, bedeutet in der Praxis Verdrängung, Kontrolle und Entmündigung.
Ein Blick in andere Länder zeigt die Folgen: Sexarbeit wird in die Illegalität und Unsichtbarkeit gedrängt, der Zugang zu Gesundheitsversorgung erschwert, Gewalt nimmt zu – Schutz entsteht so nicht.
Dabei ist Sexarbeit in Deutschland schon heute stark durch Gesetze reguliert. Mit dem Prostituiertenschutzgesetz müssen Sexarbeiter*innen sich registrieren, Zwangsberatungen durchlaufen und sich mit einem "Hurenpass" ausweisen. Arbeitsorte, Konditionen und Steuern werden kontrolliert. Statt mehr Freiheitsrechten gibt es vor allem Pflichten und Überwachung.
Verbote, Sonderregister und Strafmaßnahmen treffen uns alle auf ähnliche Weise. Zuerst Sexarbeitende, dann Frauen, trans*,inter queere Personen und nicht-binäre Menschen. Sie beschneiden unsere Selbstbestimmung, markieren unsere Körper als Bedrohung oder Gefahr und schränken unsere Freiheit ein. Wer marginalisiert ist, spürt diese Kontrolle direkt – wir sitzen alle im selben Boot.
Entkriminalisierung ist der echte Weg zu Sicherheit und Selbstbestimmung. Studien zeigen: In Ländern, die Sexarbeit entkriminalisiert haben können Sexarbeitende sicherer arbeiten, auf Gesundheitsversorgung zugreifen und selbstbestimmt über das eigene Leben entscheiden, statt sich verstecken zu müssen oder Angst zu haben. Ergebnisse aus Ländern wie Belgien und Australien bestätigen das eindeutig.
Unsere Hauptforderung:
- Entkriminalisierung von Sexarbeit – für Selbstbestimmung, Sicherheit und Rechte
Weitere Forderungen:
- Arbeitsrechte, Krankenversicherung und Rechtsberatung für Sexarbeitende
- Abschaffung der Sperrbezirke – sichere Arbeitsorte statt Verdrängung
- Freiwillige, bedarfsgerechte Beratung – auch für Umstieg und Neuorientierung
- Konsequenter Schutz vor Menschenhandel durch Schutzstatus und Bleiberecht für migrantische Sexarbeiter*innen
Warum ist das wichtig?
Sexarbeit ist Arbeit. Entkriminalisierung gibt Sexarbeiter*innen Sicherheit und Selbstbestimmung: Sie entscheiden selbst, wann, wo und wie sie arbeiten, haben besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung und sind weniger Gewalt ausgesetzt. Besonders migrantische und Trans* Personen arbeiten oft in der Sexarbeit, weil sie auf dem regulären Arbeitsmarkt diskriminiert werden oder gar keine Chance auf legale Arbeit haben. Auch in schwulen und transmännlichen Communities, spielt Sexarbeit eine große Rolle. Ihr Kampf für Rechte und Selbstbestimmung ist Teil unseres gemeinsamen Kampfes.
Menschenhandel und sexualisierte Gewalt sind ernsthafte Probleme, die nichts mit einvernehmlicher Sexarbeit zu tun haben, sondern in vielen Branchen auftreten – nicht nur in der Sexarbeit. Unter dem Vorwand von „Schutz“ wird oft behauptet, alle Sexarbeiter*innen seien Opfer und täten nichts freiwillig. Verbote, Strafen und Sonderregister schränken die Rechte von Sexarbeiter*innen ein und tun nichts für Betroffene von Ausbeutung und Gewalt.
Je mehr Sexarbeit kriminalisiert wird, desto mehr trifft es die Sexarbeiter*innen selbst. Absprachen, Arbeitsorte und Honorare verlagern sich ins Unsichtbare. Das trifft mehrfach stigmatisierte Menschen wie Trans* Personen und arme Menschen in prekären Lebenslagen besonders hart:
- Mehr Gewalt und höheres Risiko
- Weniger Unterstützung und Hilfsangebote
- Schließung sicherer Arbeitsorte
- Eingeschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung
- Gesundheitliche Angebote werden oft an Ausstieg gekoppelt
- Sexarbeitende erfahren stärkere Abwertung und soziale Ausgrenzung
Wenn Politik beginnt zu bestimmen, wessen Sexualität „erlaubt“ ist, welche Körper akzeptiert werden und welche Menschen "Rettung" benötigen, ist das ein Ausdruck von konservativer Sexualmoral, patriarchaler Kontrolle, Misogynie bzw. Frauen*-Feindlichkeit und patriachaler Macht.
Sexarbeiter*innen wollen keine Verbote der Nachfrage. Sie brauchen Rechte, Sicherheit, Gesundheitsversorgung und freiwillige, gut ausgestattete akzeptierende Beratungsstellen und Umstiegsangebote.
Darum sagen wir klar:
Entkriminalisierung statt autoritärer Moralpolitik.
Echte Hilfe und Sozialpolitik für Opfer von Gewalt und Zwang!
Keine staatliche Kontrolle über unsere Körper.
Selbstbestimmung gegen Angst und Diskriminierung.
Disclaimer:
Auch wenn wir es versucht haben, ist uns bewusst, dass wir in diesem Petitions-Text nicht alle marginalisierten Perspektiven und Themen abbilden können. Wir arbeiten diese Aspekte in der Kampagne weiter aus und freuen uns über Hinweise und Vorschläge.
Eure Ruby Rebelde, Anne Bonny, Penelope Alva und Zoe Luginsland
und das Petitions-Kampagnenteam von Queermany
Mehr zu den 4 Petitionspersonen Ruby Rebelde, Anne Bonny, Zoe Luginsland und Penelope Alva Frank inklusive Zitaten auf queermany.de/sexarbeit.staerken
Quellen:
1: Bundesgesundheitsministerin für ein Sexkaufverbot
2: EN: Kriminalisierung des Sexkaufs: Erfahrungen aus den nordischen Ländern
3: Diakonie: Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter:innen in ausgewählten Ländern
4: EN: Erfahrungen von Sexarbeiterinnen mit Stigmatisierung und Diskriminierung im europäischen Gesundheitswesen
5: Aidshilfe: Studie zu den gesundheitlichen Bedarfen von Sexarbeiter*innen
Über 100 Erstunterzeichnende aus Bereichen wie Sexarbeit, Bildung, Kunst, Literatur, Journalismus, Wissenschaft, Politik, Beratungsstellen und Peer-to-Peer-Arbeit, Zivilgesellschaft und Aktivismus findest Du auf queermany.de/sexarbeit.staerken