Klaus Schmitt wohnt seit 73 Jahren im Haus mit der Nummer 135 an der Kohlenstraße in Bochum. Seit Jahrzehnten kümmert er sich darum, seine Wohnung und das Haus instand zu halten, das eigentlich der Stadt gehört, während diese die Häuserreihe dem Verfall überlässt. Klaus hat sein ganzes Leben hier gewohnt, er kennt die Nachbar:innen und die Umgebung. Er fühlt sich wohl und verbindet starke Gefühle mit seinem Zuhause. Die bisherigen gerichtlichen Auseinandersetzungen mit der Stadt und die jahrelange Unsicherheit belasten ihn sehr. Wohnraum soll Sicherheit und Geborgenheit bieten. Das ist im Fall von Klaus momentan leider akut bedroht.
Die Stadt hat die Häuser jahrelang leerstehen und verfallen lassen, um sie nun mit Verweis auf ihre Unwirtschaftlichkeit abzureißen und Platz für Bürogebäude zu schaffen. In den Häusern hätten viele Menschen über Jahrzehnte bezahlbaren Wohnraum und ein Zuhause finden können. Statt die herrschende Wohnungsnot zu bekämpfen, richtet die Stadt ihre Entscheidung lieber an vermeintlich wirtschaftlichen Aspekten aus. Die Anzahl der mietpreisgebundenen Wohnungen sinkt in Bochum jährlich. Der Mietspiegel steigt. Trotz der teils schlimmen Folgen für die Betroffenen wird jeden zweiten Tag eine Wohnung in Bochum zwangsgeräumt. Dass die Stadt die 25 Wohnungen in der Kohlenstraße seit vielen Jahren leer stehen lässt und nun sogar eine Zwangsräumung anstrebt, um die Häuser abreißen zu können, ist also absurd.
Auch ökologisch betrachtet ist Abreißen und Neubauen (in Sachen Ressourcen, Transport etc.) sehr problematisch. Bestand hingegen kann im Vergleich wesentlich kostengünstiger, zeitsparender und ressourcenärmer wieder in Schuss gebracht werden. Die Häuser in der Kohlenstraße haben eine gute Bausubstanz und Statik und sind nicht, wie die angebrachten Schilder fälschlicherweise vermuten lassen, einsturzgefährdet. Deshalb sollten sie renoviert und nicht abgerissen werden.
Das in Kauf nehmen der persönlichen Belastung von Klaus, einer Verschärfung der Wohnungskrise sowie ökologischer Belastungen, sind verschiedene Dimensionen des gleichen Problems. Wenn Wohnraum als Ware gehandelt wird, muss seine Verwertung in erster Linie profitabel sein. Wir fordern stattdessen, dass Wohnraum ein kollektives Gut zur Erfüllung von Grundbedürfnissen für ein gutes Leben sein muss!