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An: Bürgermeister und Stadtrat der Stadt Moers

Keine Ehrung von Nationalsozialisten - Umbenennung von Straßen in Moers

 Umbenennung von Straßen in Moers – Keine Ehrung von Nazionalsozialisten
 - Albert-Altwicker-Straße in Moers-Utfort

 
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Fleischhauer,
sehr geehrte Damen und Herren Mitglieder des Rates der Stadt Moers,

ich habe den an Sie gerichteten Brief von Reiner Lindemann vom 16.06.2025 gelesen.
Ich bin entsetzt über die Reaktion der Stadt und ihrer Vertreter.

Ich fordere Sie höflich auf, alles dafür zu tun, dass die Ehrung für einen Nazi-Politiker, der an entscheidender Stelle das Unrechtsregime unterstützt hat, zurückgenommen wird.

Warum ist das wichtig?

nachdem ich durch die Moerser Lokalpresse (NRZ/WAZ, RP) erfahren hatte, dass es in dem Gebiet der Stadt Moers eine Straße gibt, die nach einem langgedienten Nationalsozialisten (Albert Altwicker) benannt ist, musste ich mich schon sehr wundern. Diese Tatsache wird in einer Zeit bekannt, in der Politiker von links bis zur konservativen Mitte eindringlich vor der aufkeimenden Gefahr des – auch gewaltbereiten – Rechtsextremismus warnen.

Als ich aber darüber hinaus auch noch davon erfahren habe, dass sich die in den Rat der Stadt Moers gewählten zuständigen Mitglieder nach einem von einem Mitbürger der Stadt gestellten Antrag auf Umbenennung dieser Straße (wegen der nationalsozialistischen Vergangenheit jenes Politikers/Bürgermeisters in der Zeit von vor der Machtergreifung Hitlers bis zu seinem Tod im Jahre 1944) teilweise gar nicht, teilweise zwar zunächst den Antrag unterstützend, dann aber ohne jede sachliche Begründung den Antrag ablehnend beteiligten, kam schon Empörung in mir auf.

Ich frage mich, wie so etwas sein kann:

Da wird festgestellt, dass ein Politiker zwei Jahrzehnte lang (1924 – 1944) klassisch im Sinne der Nazi-Anschauungen eine Gemeinde (damals Repelen-Baerl) geleitet hat, in der er nicht nur den Führergedanken pries, nein, er war als Hauptgemeindebeamter Chef der Ordnungsbehörden und der Polizei sowie weiterer Einrichtungen der NSDAP und sorgte in dieser Position dafür, dass die Politik der Nationalsozialisten umgesetzt wurde.

Die Namensgebung der Straße erfolgte durch den Rat der damaligen Gemeinde Rheinkamp im Jahre 1967 (!). Aufgrund des Vorschlages des Kulturausschusses der Gemeinde Rheinkamp, der hier ohne weitere Begründung vom "verdienten Bürger der Gemeinde Rheinkamp" sprach, wurde der Straßenbenennungsbeschluss vom Rat der Gemeinde Rheinkamp gefällt. Das bereits ist erstaunlich und empörend.

Dass aber der Rat bzw. der zuständige Ausschuss des Rates der Großstadt Moers den Umbenennungsantrag und somit die Änderung der (fehlerhaften) Ehrung eines Nationalsozialisten in Leitungsposition ohne ernsthafte tiefer gehende Diskussion vom Tisch wischt, ist so empörend, dass man sich als Bürger der Stadt schämen muss. Im zuständigen Ausschuss wurde der Bürgerantrag Nr. 1731 am 12.09.2024 behandelt, das Protokoll kann man im sogenannten Ratsinformationssystem nachlesen. Ein schwaches Bild wird dort sichtbar.

 

Auf Grund des Bürger-Antrages hatte die derzeitige Moerser Stadtarchivarin im Auftrag des zuständigen Ausschusses ein Dossier erstellt, in dem sie Altwicker bescheinigte: „ein äußerst fleißiger, gewissenhafter, zuverlässiger und regeltreuer Beamter gewesen zu sein, der sich im Dienst und außerhalb immer tadellos verhielt“.

Genau da trifft die Stadtarchivarin den wunden Punkt. Es waren ja keine dämonischen Finsterlinge, welche die Moorsoldaten neben anderen ins KZ Börgermoor schickten, es waren treu-preußisch pflichterfüllende Beamte, die , so meinten sie, nur das taten, was von ihnen erwartet wurde.

Albert Altwicker war also mitverantwortlich für die Inhaftierung mehrerer Sozialdemokraten und Kommunisten, die ohne jeden Rechtsgrund in sogenannte Schutzhaft genommen wurden, teilweise in Konzentrationslagern – unter anderem in dem KZ Börgermoor – untergebracht wurden (dokumentiert von Dr. Bernhard Schmidt in „Tatort Moers“, 1994, S. 121 ff, 140, 143, 202 mit Belegen aus dem Hauptstaatsarchiv Düsseldorf; S. 513 Anmerkung 151)

Sie, Herr Bürgermeister und einige Stadträte, die 16 Tage vorher den Antrag auf Umbenennung abgelehnt hatten, waren bei der Einweihung des Mahnmals für die Moorsoldaten am 28.09.2024 in Moers-Meerbeck unter der Schirmherrschaft der damaligen Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zugegen und mahnten, „so etwas dürfe es nie wieder geben“.

 

Die Personen, nach denen in Moers Straßen benannt sind wie zum Beispiel Konrad Adenauer, Willy Brandt, Kurt Schumacher, Carl Peschken, Gerhard Tersteegen, Hanns Dieter Hüsch und andere würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie von diesem Verhalten der Ratsmitglieder erführen.

 

Es geht auch anders.

Im Jahre 1969 erkannte der Sportverein Fortuna Düsseldorf dem Ehrenmitglied Werner Keyßner die Ehrenmitgliedschaft ab, weil dessen Nazi-Vergangenheit nicht mit den Werten des Vereins vereinbar sei (RP-Online vom 17.11.2024). Er war von 1927 bis 1945 Nazi-Funktionär, zuletzt als Oberbürgermeister einer Großstadt; nach dem Krieg wurde er als Mitläufer eingestuft.

Am 25. Februar 2025 beschloss der Rat der Stadt Kempen, eine nach Wilhelm Grobben benannnte Straße wegen der Nazi-Vergangenheit von Grobben umzubenennen. Grobben war Funktionsträger der NSDAP, u.a. Ortsgruppenleiter. Der Antrag war erst im Januar 2025 von einer Fraktion im Rat der Stadt gestellt worden (Google, Stichwort Wilhelm Grobben).

Die Anträge des  Moerser Bürgers Herr Hansfried Münchberg unterstütze ich in vollem Umfang (ich selber bin 1948 in Moers geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen, habe bis zum September 2013 auch in Moers gelebt).

 

Deshalb:

Die Stadt Moers muss sich schämen, wenn sie es nicht fertig bringen sollte, sich von solchen Ehrungen zu distanzieren. Dafür braucht man übrigens keine Gutachten, es reichen die vorliegenden Fakten.

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Fleischhauer, sehr geehrte Damen und Herren Ratsmitglieder, 

Sie sollten alle Bemühungen aufbringen, um diesen Fehler, der im Jahre 1967 leider gemacht wurde, zu korrigieren. Zum Einen aus Prinzip, zum Anderen aber auch, um den Moerser Bürgern diese Belastung, mit der Ehrung eines Nazi-Politikers leben zu müssen, zu nehmen.

Wie die Unterschriften übergeben werden

Per Ausgedruckter Liste an den Bürgermeister der Stadt

47 Moers, Deutschland

Maps © Stamen; Data © OSM and contributors, ODbL

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