In den letzten Monaten beobachten wir eine zunehmende Bedrohung des Kirchenasyls. Diese Angriffe auf Kirchenasyle gefährden geflüchtete Menschen, denen bei Abschiebung schwere Menschenrechtsverletzungen drohen.
Kirchenasyl hat eine lange Tradition; Kirchengemeinden nutzen diese, um für die Menschenrechte Geflüchteter einzutreten. Bereits in der Bibel werden der Schutz für Geflüchtete und der Tempel als Schutzraum beschrieben und respektiert. In Deutschland wird Kirchenasyl seit 1983 gewährt, nachdem sich der politische Flüchtling und türkische Aktivist Cemal Kemal Altun aus Angst vor seiner Abschiebung in Berlin das Leben nahm.
Seitdem bieten Kirchengemeinden fliehenden Menschen Schutz, wenn ihnen durch eine Abschiebung Gefahr für Leib und Leben oder unmenschliche Behandlung drohen. Das können Obdachlosigkeit, Polizeigewalt und Verfolgung oder Kettenabschiebungen in Kriegsgebiete sein. Auch Familientrennungen oder schwere Krankheiten können ein Kirchenasyl begründen.
2015 vereinbarten die Beauftragten der großen Kirchen und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), dass die Behörden das Kirchenasyl auch zukünftig als christlich-humanitäre Tradition respektierten. Die Kirchen begründen jeden Einzelfall im Kirchenasyl dem BAMF gegenüber ausführlich. Dass Behörden dennoch Kirchenasyle gewaltsam beenden, gefährdet eine humanitäre Praxis, die für geflüchtete Menschen in Not oft die letzte Hoffnung auf Schutz und Sicherheit ist.
Wir fordern deswegen: Hände weg vom Kirchenasyl!
Abschiebungen aus kirchlichen Schutzräumen müssen unterbleiben! Der Schutz durch Kirchenasyl muss gewahrt sein! Geflüchtete Menschen, denen bei Abschiebung unzumutbare Härten drohen, erhalten durch das Kirchenasyl die Chance auf eine faire Prüfung ihrer Schutzgründe.
Quellen:
Abschiebungen: Behörden und Polizei brechen immer häufiger Kirchenasyl , netzpolitik.org, 17. Mai 2024
Schutzraum geräumt: Niedersachsen sägt am Kirchenasyl , taz.de, 16. Mai 2024
Polizeieinsatz in Schweriner Kirchengemeinde: Abschiebeversuch eskaliert | NDR, 20. Dezember 2023
Kritik an Behörden nach Räumung von Kirchenasyl in NRW | nw.de, 14. Juli 2023