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An: Kultusministerkonferenz (KMK), insb. Udo Michallik (Generalsekretär), Katharina Günther-Wünsch (Präsidentin), Christine Streichert-Clivot (1. Vizepräsidentin)

Wir brauchen Lehrer*innen! Personalnot jetzt bekämpfen!

Diese Kampagne wurde beendet.

Der Fachkräftemangel trifft die Schulen hart: Über 80.000 Lehrkräfte könnten in Deutschland schon bald fehlen[1] – während die Zahl der Schülerinnen weiter steigen dürfte. Schon jetzt sind Tausende Stellen nicht besetzt. 80 Prozent der Schulleitungen können ihre Schülerinnen nicht ausreichend beim Lernen unterstützen. Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen zeigt deutliche Lernrückstände.[2] Wir fordern die Kultusministerkonferenz auf, jetzt eine tragfähige und nachhaltige Lösung für den Lehrkräftemangel zu entwickeln.



Mehr Pflichtstunden, weniger Teilzeit, Ausweitung von Hybridunterricht – Maßnahmen wie diese schlägt die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK), ein Beratungsgremium der Kultusministerkonferenz, vor. Doch klar ist: Lehrerinnen, die aktuell bereits am Limit arbeiten, würden so nur weiter verheizt. Attraktiver für Nachwuchslehrerinnen wird der Beruf so jedenfalls nicht – im Gegenteil.



Wir fordern von der Kultusministerkonferenz:




  1. Viele Lehrerinnen arbeiten an ihrer Belastungsgrenze. Das schreckt junge Menschen ab, sich für diesen Beruf zu entscheiden. Es braucht dringend bessere Arbeitsbedingungen wie eine Senkung der Arbeitszeit, kleinere Klassen, mehr Ausgleichsstunden, einen besseren Gesundheitsschutz und Unterstützungssysteme wie Team-Coaching und Supervision.

  2. An Schulen ist weit mehr zu tun als nur der Unterricht. Zudem übernehmen Lehrerinnen viele fachfremde Aufgaben. Mehr multiprofessionelle Teams und die Einstellung von Verwaltungs- und IT-Expertinnen können Lehrkräfte entlasten und zusätzliche Arbeitskapazitäten schaffen.

  3. Die Attraktivität des Lehrkräfteberufs muss gesteigert werden. Dazu gehört beispielsweise die gleiche Bezahlung der Grundschullehrerinnen mit den Lehrkräften anderer Schulformen. Die Arbeit an den Grundschulen aufzuwerten, die überwiegend von Frauen geleistet wird, ist überfällig – das gilt auch für Schulen der Sekundarstufe I.

  4. Es müssen dringend mehr Studien- und Referendariatsplätze geschaffen werden. Die angehenden Lehrkräfte müssen besser betreut werden, damit sie ihre Ausbildung erfolgreich beenden können.

  5. Kurzfristig ist der Bildungsbetrieb auf Quer- und Seiteneinsteigerinnen angewiesen. Auch die Arbeitsbedingungen der Quer- und Seiteneinsteigerinnen müssen verbessert werden. Sie benötigen genügend Zeit und Qualifizierungsangebote, um sich fehlende, vor allem pädagogische Ausbildungsinhalte anzueignen. Nach erfolgreicher Ausbildung sollen ihre Abschlüsse voll ausgebildeten Lehrkräften gleichgestellt werden.



Weitere notwendige Maßnahmen, die die Bedingungen für Lehrerinnen und Schülerinnen verbessern, haben wir in unserem 15-Punkte-Programm zusammengestellt: https://www.gew.de/15-punkte-gegen-lehrkraeftemangel

Warum ist das wichtig?

Die Bundesländer haben es verpasst, rechtzeitig für ausreichend Nachwuchs an den Schulen zu sorgen. Die Folgen zeigen sich jetzt: Massenweise fallen Stunden aus, erste Schulen schicken ihre Schüler*innen zeitweise in den Distanzunterricht. Die Bildungschancen insbesondere von Kindern und Jugendlichen aus finanziell benachteiligten Familien verschlechtern sich dadurch zunehmend. Wenn die älteren Lehrkräfte in Pension oder Rente gehen, droht eine noch massivere Personalnot an den Schulen. Für die Bildungsqualität der jungen Generation ist das insgesamt eine große Gefahr.



Aber auch die Lehrkräfte leiden unter der Situation. In einer Umfrage gaben 80 Prozent aller Lehrerinnen, an deren Schule Personal fehlt, an, psychisch und körperlich unter der Belastung zu leiden – von Schlafstörungen über Zukunftsängste bis hin zum Burn-out.[3] Ohne den Einsatz dieser engagierten, aber stark belasteten Lehrerinnen würde das Schulsystem schon lange nicht mehr laufen.



„Die Politik darf nicht den Fehler machen, den dramatischen Lehrkräftemangel auf dem Rücken der Lehrkräfte und letztlich der Kinder, Jugendlichen und auch der Eltern auszutragen“, stellt Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, klar.[4] Fakt ist aber: Genau das passiert gerade. Wir fordern von der KMK eine tragfähige, gemeinsame Strategie der Bundesländer, die die Arbeit der Lehrkräfte wertschätzt und den Fachkräftemangel nachhaltig stoppt. Wir sind gerne dazu bereit, unsere Vorschläge mit der KMK zu diskutieren und miteinander Lösungen gegen den dramatischen Lehrkräftemangel zu finden.



Quellen:

[1] „Bildungsforscher hält Berechnungen der Kultusminister teilweise für ,unseriös‘“, Spiegel Online, 25. Januar 2022.

„Lehrkräftemangel: Tausende Stellen unbesetzt“.

[2] „Das Deutsche Schulbarometer“, Robert Bosch Stiftung, November 2022.

[3] „Hilflos, unzufrieden, krank“, Spiegel Online, 30. Januar 2020.

[4] „GEW: ,Politik darf eigene Fehler nicht auf dem Rücken der Lehrkräfte austragen!‘“, GEW, 27. Januar 2023.

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