An: Mitglieder des Bundestages, Journalist*innen, Teilnehmende an Friedensdemonstrationen
Berücksichtigen Sie die Konfliktforschung im Ukraine-Krieg
Folgen wir den Empfehlungen der Konfliktforschung statt unseren Reflexen! Widerstehen wir dem Bewaffnungs- und Feindbildreflex! Fördern wir durch Sprache, Entscheidungen und Aktionen Verständigung statt Feindbilder!
Warum ist das wichtig?
Wir alle wünschen uns ein Ende des Ukraine-Krieges und eine neue Friedens- und Sicherheitsarchitektur in Europa. Viele politischen Schritte und öffentlichen Aktionen dazu erfolgen zweifelsohne in bester Absicht. In ihren Auswirkungen sind manche Verhaltensweisen jedoch potentiell konflikteskalierend.
Auf eine Bedrohung reagieren wir Menschen seit Urzeiten, indem wir uns zur Verteidung rüsten, Verbündete suchen, den Feind einschüchtern und ihm sein Fehlverhalten klarmachen wollen. So nachvollziehbar dieses Ur-Programm ist, der komplexen Dynamik von internationalen Konflikten wird es nicht gerecht.
Vielleicht haben Sie persönlich oder im Bekanntenkreis schon einmal erlebt, dass jemand einen Streit gerne beigelegt hätte, weil längst klar war, dass er nirgendwo hinführt. Aber um das Gesicht zu wahren und keine persönliche Demütigung zu erleiden, blieben die Konfliktparteien stur - eventuell zu einem hohen Preis, den man sachlich kaum nachvollziehen konnte.
In hoch eskalierten Konflikten verlieren wir den Zugang zu Empathie, perspektivischem Denken, sachlichen Argumenten und kreativem Problemlösen. Dies wird erst wieder möglich, wenn die hochgekochte Dynamik abkühlt und die Konfliktparteien eine Möglichkeit sehen, bei einem Ausstieg ihre Glaubwürdigkeit und Würde zu behalten.
Allein der Gedanke, Präsident Putin und "Würde" in einem Satz zu nennen, mag angesichts der Ereignisse völlig empören. Doch was wollen wir am Ende: Vergeltung und Recht behalten - oder Leben retten und Möglichkeiten für eine nachhaltige Friedensarchitektur schaffen?
Aus Sicht der empirischen Konfliktforschung wären dazu kontraintuitive Verhaltensweisen hilfreich, z. B. eine bewusste Abkehr vom Bewaffnungsreflex, abwertenden Aussagen oder der Stigmatisierung von Organisationen und Personen mit Russland-Verbindungen, über die vielleicht Kommunikationskänale offen gehalten werden könnten.
Der international rennomierte Konfliktexperte Prof. Dr. Dr.h.c. Friedrich Glasl e.h. hat in einem Aufruf (https://www.trigon.at/wp-content/uploads/2022/03/Aufruf-Glasl_Politik-und-Zivilgesellschaft_Ukraine-Krieg.pdf) solche Empfehlungen zusammengestellt. Er stützt sich dabei auf seine Beratertätigkeit bei Friedensprozessen in Nord-Irland, Süd-Afrika, Sri Lanka, Israel und Palästina, Armenien, Berg-Karabach, mit der OSZE für die Ukraine, Moldavien, Bosnien und Ost-Slavonien. Die Hintergründe für die Empfehlungen führt er aus im Vortrag "Konfliktdynamik und Friedenschancen in der Ukraine", abrufbar unter https://www.bmev.de/aktuelles/aktuelles-im-bm.html?tx_news_pi1%5Bnews%5D=342&cHash=0a1b46c4ea8272548dcafe886c2ddeca
Presse, Bundestag und auch jede einzelne für den Frieden aktive Person ist gefragt: Berücksichtigen Sie die Empfehlungen aus Forschung und langjähriger Praxiserfahrung, tragen Sie die Informationen an geeignete Stellen, haben Sie den Mut, sich ggf. unpopulär zu machen, indem Sie sich FÜR Verständigung statt GEGEN ein Feindbild engagieren! Tragen Sie dazu bei, dass Präsident Putin ein glaubwürdiger Ausstieg aus diesem Krieg ermöglich werden kann. Und die Welt nicht aufgrund einer Verzweiflungstat in einen dritten Weltkrieg stürzt.
Auf eine Bedrohung reagieren wir Menschen seit Urzeiten, indem wir uns zur Verteidung rüsten, Verbündete suchen, den Feind einschüchtern und ihm sein Fehlverhalten klarmachen wollen. So nachvollziehbar dieses Ur-Programm ist, der komplexen Dynamik von internationalen Konflikten wird es nicht gerecht.
Vielleicht haben Sie persönlich oder im Bekanntenkreis schon einmal erlebt, dass jemand einen Streit gerne beigelegt hätte, weil längst klar war, dass er nirgendwo hinführt. Aber um das Gesicht zu wahren und keine persönliche Demütigung zu erleiden, blieben die Konfliktparteien stur - eventuell zu einem hohen Preis, den man sachlich kaum nachvollziehen konnte.
In hoch eskalierten Konflikten verlieren wir den Zugang zu Empathie, perspektivischem Denken, sachlichen Argumenten und kreativem Problemlösen. Dies wird erst wieder möglich, wenn die hochgekochte Dynamik abkühlt und die Konfliktparteien eine Möglichkeit sehen, bei einem Ausstieg ihre Glaubwürdigkeit und Würde zu behalten.
Allein der Gedanke, Präsident Putin und "Würde" in einem Satz zu nennen, mag angesichts der Ereignisse völlig empören. Doch was wollen wir am Ende: Vergeltung und Recht behalten - oder Leben retten und Möglichkeiten für eine nachhaltige Friedensarchitektur schaffen?
Aus Sicht der empirischen Konfliktforschung wären dazu kontraintuitive Verhaltensweisen hilfreich, z. B. eine bewusste Abkehr vom Bewaffnungsreflex, abwertenden Aussagen oder der Stigmatisierung von Organisationen und Personen mit Russland-Verbindungen, über die vielleicht Kommunikationskänale offen gehalten werden könnten.
Der international rennomierte Konfliktexperte Prof. Dr. Dr.h.c. Friedrich Glasl e.h. hat in einem Aufruf (https://www.trigon.at/wp-content/uploads/2022/03/Aufruf-Glasl_Politik-und-Zivilgesellschaft_Ukraine-Krieg.pdf) solche Empfehlungen zusammengestellt. Er stützt sich dabei auf seine Beratertätigkeit bei Friedensprozessen in Nord-Irland, Süd-Afrika, Sri Lanka, Israel und Palästina, Armenien, Berg-Karabach, mit der OSZE für die Ukraine, Moldavien, Bosnien und Ost-Slavonien. Die Hintergründe für die Empfehlungen führt er aus im Vortrag "Konfliktdynamik und Friedenschancen in der Ukraine", abrufbar unter https://www.bmev.de/aktuelles/aktuelles-im-bm.html?tx_news_pi1%5Bnews%5D=342&cHash=0a1b46c4ea8272548dcafe886c2ddeca
Presse, Bundestag und auch jede einzelne für den Frieden aktive Person ist gefragt: Berücksichtigen Sie die Empfehlungen aus Forschung und langjähriger Praxiserfahrung, tragen Sie die Informationen an geeignete Stellen, haben Sie den Mut, sich ggf. unpopulär zu machen, indem Sie sich FÜR Verständigung statt GEGEN ein Feindbild engagieren! Tragen Sie dazu bei, dass Präsident Putin ein glaubwürdiger Ausstieg aus diesem Krieg ermöglich werden kann. Und die Welt nicht aufgrund einer Verzweiflungstat in einen dritten Weltkrieg stürzt.